Freitag, 18. April 2014

„Lone Survivor“ oder „Die Blödheit verliert immer“

Derzeit läuft in den Kinos der amerikanische Kriegsfilm Lone Survivor, nominiert für den Oscar und mit ein paar anderen Auszeichnungen geadelt. Es soll ja Leute geben, die hassen es, wenn man ihnen vorher schon die Überraschung verdirbt und verrät, wie die Sache ausgeht. Deshalb werde ich freundlicherweise an dieser Stelle mal nicht erzählen, daß nur einer überlebt. Upps … sorry!
Jedenfalls erzählt der Film die auf Tatsachen basierende Geschichte einer Navy-Seals-Einheit, die auszog, das Fürchten zu lernen. Quatsch … die auszog, um einen berüchtigten Talibanführer zu entführen. Quasi eine Einheit aus lauter Talibanführerentführern. Braucht man für sowas eigentlich einen Entführerschein?
Jedenfalls fliegen die da zu ihrem Einsatzort, krabbeln in ein Tal hinunter auf das Dorf zu, in welchem sich der Obermufti versteckt hält. Sie beziehen Stellung und warten auf den richtigen Moment, der jedoch nicht kommt, weil ihnen ein falscher Moment dazwischenkommt, und zwar in Form eines alten Mannes, eines Jungen, eines zornigen Jugendlichen und einer Ziegenherde. Die amerikanische Trotteltruppe fliegt natürlich auf und überwältigt die drei Ziegenhirten. Und nun kommt der Knackpunkt: Was machen wa denn nun mit denen? Der Offizier vom Dienst sieht dank seiner eingeschränkten intellektuellen Kapazitäten nur drei Möglichkeiten:
1. Die Ziegenhirten werden am Baum angebunden, verbunden mit dem Risiko des Verhungerns und Verdurstens oder der Möglichkeit, von Wölfen gefressen zu werden. Aber die Truppe könnte sich über den Berg zurückziehen und die Aktion abblasen.
2. Die Ziegenhirten werden laufen gelassen und die Truppe zieht sich zurück. Dies hat den Nachteil, daß die Freigelassenen unten im Dorf die Taliban verständigen und diese dann die Verfolgung aufnehmen.
3. Die Ziegenhirten werden getötet und das Team setzt seine Operation fort.
Nach hitziger Diskussion lassen die Seals die drei Gefangenen laufen, und so kommt es, wie es kommen muß: Nach kurzer Zeit sind sie von einer großen Anzahl Taliban umzingelt und in heftige Feuergefechte verwickelt. Nachdem schon einiges Blut den Berg hinabgeflossen ist, kommen die Seals auf die dämliche Idee, einen Abhang hinunterzuspringen, wobei sie sich heftig überschlagen und die halbe Ausrüstung verlieren. Erstaunlich, daß anschließend überhaupt noch jemand am Leben ist. Aber offenbar hielten das alle für eine spektakulär gute Idee, sodaß es kurz darauf noch einmal versucht wird, diesmal aber an einem mit großteiligem Geröll übersäten Abhang. Aua!
Es folgt eine Aneinanderreihung dämlicher und wenig preisverdächtiger Dialoge:
„Sind wir tot?“
„Negativ!“
„Uns geht's gut, oder?“
„Scheiße, ja! Wir sind zäh!“
Nun wird es weinerlich:
„Falls ich draufgehe, mußt du dafür sorgen, daß Indi …“, vermutlich sein Weibchen, „… erfährt, wie sehr ich sie liebe und daß ich mit meinen Brüdern gestorben bin und daß mich das mit Stolz erfüllt!“
In den Kinosesseln beginnt nun auch langsam das Sterben, nur daß dies niemanden mit Stolz erfüllt.
Irgendwann funktioniert plötzlich das Satellitentelefon wieder und der verbliebene, zerfetzte Rest der amerikanischen Dorfdeppen ruft nach Luftunterstützung, die kommt dann auch mit ihren furchteinflößenden, supermodernen und erschütternd schlecht gepanzerten Chinook-Transporthubschraubern. Einer davon wird sogleich mit einer Panzerfaust abgeschossen, was trotz fehlender Panzerung möglicherweise hätte vermieden werden können, wenn man doch einfach mal die hintere Transportklappe geschlossen hätte, welche das Geschoß oder zumindest dessen Explosionsenergie durch die Schräge eventuell nach unten abgeleitet hätte. Aber nöö – mit offener Klappe fliegen ist ja viel cooler – wieder 38 Tote mehr in einem Krieg, der niemandem nützt, am wenigsten den Soldaten.
Es kommt wie es kommen muß, alle Navi-Seals werden abgeschlachtet, bis auf einen, der von ein paar Afghanen gerettet wird, was diese wiederum selbst in Gefahr bringt, weil sie sich nun mit den Taliban anlegen müssen. Es kommt zu einem Gefecht zwischen der Dorfbevölkerung und den Taliban, welche letztendlich durch den Einsatz amerikanischer Truppen verjagt werden, was man aus der Realität auch eher anders kennt. Unterm Strich bleibt also nur die Erkenntnis, daß mal wieder viele Menschen sterben mußten, weil die Amerikaner sich in Angelegenheiten einmischten, die sie eigentlich nichts angingen. Und wieviele davon noch leben könnten, wenn die bescheuerten Seals am Anfang der Geschichte noch über eine vierte Möglichkeit nachgedacht hätten: Die drei Ziegenhirten auf dem Rückweg einfach ein Stück mitnehmen, bis sie ungefährliches Gebiet erreicht haben und sie dann laufenzulassen. Aber okay – kluge Menschen würden auch nicht freiwillig in einen Krieg ziehen.
Bleibt letztendlich nur noch die Frage offen, welcher Witzbold auf die Idee gekommen ist, einen überzeugten Pazifisten wie Peter Gabriel mit einer Coverversion von David Bowies Superhit „Heros“ für den Abspann dieses Kriegsfilmes auszuwählen.
Und wieder zwei Stunden meiner kostbaren Lebenszeit sinnlos verplempert …

4 Kommentare:

  1. Darf verraten werden, erzählt wird eine wahre Geschichte mit bekanntem Ausgang. Das Thema hätte viel mehr als so einen Krawallfilm hergegeben.

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  2. Möglicherweise, was aber nichts an der saudämlichen Entscheidung des Teams ändert. Und auch nichts an den Folgen. Tot ist tot.

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  3. Nun an sich ist diese Zusammenfassung nicht objektiv gehalten. Der Verfasser der Zusammenfassung kritisiert den Film , jedoch sollte man manche Fakten vor Augen behalten. Es ist und bleibt nun mal ein Film. In Filmen sind unrealistische Aktionen nun mal erlaubt und man sollte sich nicht den Kopf zerreißen indem man alles kritisch beobachtet. Viel mehr sollte man die Message des Filmes verstehen. Der Transporthubschrauber hatte die Klappe offen, da die Seals am Abseilen waren. Der Schuss kam nun mal unerwartet, so etwas kann passieren, Seals sind auch nicht hochintelligent und unsterblich. Aussagen wie 'amerikanische Dorfdeppen' zeugen nicht von Intelligenz, ich denke nämlich nicht, dass der Verfasser dieses Textes eine Seal-Ausbildung erfolgreich meistern könnte. Letzendlich wurde hier ein 'schöner' Film nur schlecht dargestellt.

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  4. Der Verfasser dieses Textes ist glücklicherweise nicht dumm genug, um das menschenverachtende Training der Seals meistern zu wollen, das darauf ausgerichtet ist, die Persönlichkeit eines Menschen zu zerstören, um anschließend ein unmenschliches Monster aus ihm zu machen, das ohne Bedenken in Kriege zieht, deren Hintergründe es gar nicht versteht und auch nicht verstehen soll, und andere Menschen töten, die vielleicht nichts anderes wollten, als Freiheit und Demokratie (siehe Link „Die Verbrechen der USA“). Leider war der Verfasser in seiner Jugend aber nicht schlau genug, um sich generell der militärischen Menschenfleischerei zu entziehen. Glauben Sie mir, 18 Monate mit der Waffe in der Hand haben auch ohne Krieg ihre zerstörerischen Spuren hinterlassen.
    Was den getroffenen Hubschrauber angeht – ich hab das nochmal überprüft und gebe Ihnen recht. Der flog zwar vorher schon mit offener Klappe umher, doch die Granate schlug erst ein, als die Insassen beabsichtigten, sich abzuseilen. Dennoch ist die Szene zumindest im Film unrealistisch dargestellt, denn ein solcher Hubschrauber sucht sich nicht die Stelle mit der geringsten Deckung und hängt dann dort als lebendige Zielscheibe in der Luft herum.
    Als Abschluß würde mich aber nun noch interessieren, was war denn die „Message“ dieses „schönen“ Films? Vielleicht – wenn man Amerikaner ist, darf man sich alles erlauben? Die Freiheit Deutschl… äh Verzeihung … Amerikas wird am Hindukusch verteidigt? Oder war die „Message“ womöglich so klein, daß ich sie glatt übersehen habe?

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