Donnerstag, 26. Juni 2014

Frühzünder

Eben sah ich an der Straßenbahnhaltestelle einen großen, dicken Mann, Ende Zwanzig, fix und fertig eingekleidet für das Public Viewing des in wenigen Minuten beginnenden Fußballspiels, und er benahm sich komisch. Wobei komisch im Sinne des Wortes eher unpassend ist, denn der Mann tat Folgendes: Er hüpfte immer mal wieder auf der Stelle, schaute ungeduldig in Richtung der zu erwartenden Straßenbahn, riß die Arme hoch und rief laut unverständliche Dinge durch die Gegend. Kurz – er benahm sich wie ein ungeduldiger kleiner Junge, nur daß er dem Kindesalter schon lange entwachsen war.
Und genau das finde ich echt erschreckend. Ein halbwegs normaler Mensch, dem äußeren Anschein nach auch nicht betrunken, verliert dennoch völlig die Kontrolle über sein Tun und benimmt sich merkwürdig, so als befände er sich bereits im Fußball-Rudel-Modus mitten im Stadion, nur mit dem Unterschied, daß er da völlig allein stand und die umstehenden Passanten verängstigte.
Ebenfalls beängstigend fand ich noch seine Tätowierung: Ein Spinnennetz am Ellenbogen. Würde ich mich tätowieren lassen, was ich nicht tue, weil ich noch alle Schaumstoff-Flocken in der Füllung habe, aber würde ich, dann wäre ein Spinnennetz vermutlich eher das letzte, was mir als Motiv einfällt. Gleich nach Totenkopf und Stacheldraht.

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