Sonntag, 3. August 2014

Ein Wink des Schicksals

Eigentlich wollte ich heute Abend ein bißchen Äktschn. Die beste AC/DC-Kopie der Welt spielte nämlich in Frankfurt/Oder, und dank kraftvoller Privatmotorisierung wollte ich mir diese Show natürlich nicht entgehen lassen. Also stieg ich nach dem Abendbrot in mein Golfilinchen, wies der netten Stimme den Weg, damit sie mir den Weg weisen konnte und machte mich auf eben diesen.
Unterwegs überfiel mich hemmungs- und rücksichtslos ein mörderisches Gewitter in einer solchen Geschwindigkeit, daß ich kaum noch die Fenster schnell genug hochkurbeln konnte, und ermunterte sogleich mit einem warmen Aufguß die Scheibenwischer zu emsig-hektischer Tätigkeit. Das kann ja heiter werden, dachte ich noch so bei mir, und siehe da – es wurde heiter. Der Regen hörte irgendwann auf, aber stattdessen zeigte sich das Schicksal von einer gänzlich neuen und erstaunlich kreativen Seite: Die nette Frauenstimme trieb mich nämlich geradewegs in eine mit Maschinenpistolen schwer bewaffnete Polizeiabsperrung. Die netten Herren wiesen mich darauf hin, daß nur Fußgänger an dieser Stelle passieren dürften und erklärten mir geduldig den Weg zum Festgelände: Erst ein Stück zurück, dann rechts, an der nächsten Ampel wieder rechts, dann an der übernächsten Ampel nochmal rechts und danach die Ausfahrt rechts und wieder rechts. Recht irritiert düste ich los – erst ein Stück zurück, dann rechts, an der nächsten Ampel wieder rechts, dann an der übernächsten Ampel nochmal rechts und danach die Ausfahrt rechts und wieder rechts.
Nun waren die Polizisten ihrerseits irritiert. „Sie dürfen nicht nach Navi fahren, sondern so, wie wir das gerade beschrieben haben.“ Auf meine Frage nach der schweren Bewaffnung antworteten er noch: „Rocker“. Na toll. Ich also wieder los, erst ein Stück zurück, dann rechts, an der nächsten Ampel wieder rechts, dann an der übernächsten Ampel nochmal rechts und danach die Ausfahrt rechts und wieder rechts.
Auf der Stirn der Polizisten bildeten sich nun zunehmend tiefe Sorgenfalten. Doch einer von ihnen war anscheinend einen Tick schlauer als die anderen und verriet mir, daß ich die erste Ausfahrt nehmen müsse, die sei so neu, daß sie der netten Frauenstimme noch nicht bekannt sei, womit er auch eindeutig einen Tick schlauer als die nette Frauenstimme war. Und auch schlauer als ich.
Und tatsächlich, als ich beim dritten Versuch die erste Ausfahrt ansteuerte, die ich bei den ersten zwei Versuchen zwar bemerkte, aber nicht sonderlich ernst nahm, weil sie so klein und unscheinbar scheinbar mitten in den Wald führte, fand ich dann doch noch direkt zum Eingang des Geländes. Die dort ebenfalls schwer bewaffnete Polizeieinheit beäugte mich mit kritischem Blick und distanziertem Argwohn, aber da meine optische Erscheinung völlig anders war, als die der ebenfalls anwesenden Rockereinheit, hatten die Herren in Grün wohl kein Problem mit mir. Ein Problem war jedoch die lange Autoschlange am Eingang, denn alle Fahrzeuge wurden intensiv unter die Lupe genommen.
Die düstere Stimmung, die finsteren Gestalten und die immer schneller vorrückende Zeit ließen mich dann jedoch mein Vorhaben noch einmal überdenken. Aus mehrfacher, persönlicher Erfahrung weiß ich, wenn einem das Schicksal so überdeutlich mitteilt, daß etwas nicht sein soll, dann sollte man besser die Finger davon lassen. Also ließ ich besser die Finger davon, wendete in einer frech-schnittigen Kurve und brauste davon, bevor die schmutzigen, unsensiblen Drogenspürhundpfoten das saubere, sensible Rentnerbeige meines geliebten Golfilinchens entweihen konnten. Stattdessen fuhr ich noch schnell zur nahegelegenen Oder, pinkelte einmal kurz in Richtung Polen, ohne damit irgendwelche politischen Statements abzugeben, erfreute mich am spektakulären Gewitterhimmel über dem entfernten Berlin und machte mich wieder auf den Heimweg. Alles in allem also ein äußerst erfolgreicher Samstagabend.

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