Freitag, 9. Januar 2015

„Herz aus Stahl“ oder „Man sollte die Wehrpflicht schleunigst wieder einführen, damit die Jungs wieder Schießen lernen“

Lieber David Ayer,

aus Ihrer Vita bei Wikipedia geht nicht ganz klar hervor, ob Sie jemals gedient haben. Irgendwas steht da von „US Navy“ und „Submariner“. Also sind Sie ja anscheinend in einem U-Boot zur See gefahren und haben in der Ausbildung vermutlich auch Schießen gelernt. Auf jeden Fall ist das, was sie da in Ihrem neuesten Kriegsfilm „Herz aus Stahl“ zusammen mit Brad Pitt zusammenpittbradeln echt zum Schießen.
Okay – zugegeben – was man nicht übt, verlernt man schnell wieder, deshalb vielleicht an dieser Stelle nochmal eine kleine Auffrischung für Sie: Wenn man mit dem Gewehr aus der Hüfte schießt, trifft man nix. Man trifft oft nicht mal was, wenn man mit der Knarre richtig zielt. Also anlegen, Drei-Punkt-Haltung, Schulterstütze in die Schulter ziehen, Kimme, Korn … und Plauz! Daher ist mir nicht ganz klar, wieso die Statisten da in der Szene auf dem Feld wie die Cowboys im Western umhermarschieren und aus der Hüfte um sich ballern. Und selbst das Marschieren an sich ist schon keine so gute Idee, wenn man gerade unter Beschuß steht. Dann wäre es vielleicht gesünder, wie ein Hase flink von Loch zu Loch zu hoppeln, damit man nicht getroffen wird, anstatt nebeneinander in Reihe in den Kugelhagel zu spazieren. Und die amerikanischen Panzer zu der Zeit – fuhren die wirklich nur so langsam?
Aber wissen Sie, was mir noch komisch vorkam? Als das Haus mit den zwei Tussis dem Erdboden angeglichen wurden, da lag die Süße, die kurz zuvor noch von dem Jungspund entjungfert wurde, doch rein zufällig ganz oben auf dem Schutthaufen, und nicht etwa mit dem Gesicht nach unten und die Beine in den Himmel gestreckt oder weit unter den oberen Etagen begraben, da sie ja im ersten Stock wohnte – nein, sie lag da hübsch und adrett zurechtdrapiert obenauf, damit ihr Beglücker sich noch nett von ihr verabschieden konnte. Auch wenn das nicht ganz klappte, weil dieser unkollegiale Unhold dazwischenfunkte. Egal – insgesamt auf jeden Fall sehr verdächtig, die ganz Szene.
Aber so richtig bekloppt wurde es, als Sie uns weismachen wollten, daß unsere stolzen deutschen Elitetruppen der SS, deren makellos reinweiße Westen, tadellose Manieren und ausgefuchste Kampftaktiken in der ganzen Welt berühmt und beliebt waren, wie besinnungslos und aus der Hüfte ballernd gegen einen wild um sich schießenden amerikanischen Panzer anrennen, statt in Deckung zu bleiben und zu warten, bis der seine Munition verschossen hat. Und die nebenbei noch vergessen, doch einfach zuerst mal die Panzerfäuste einzusetzen, die sie nur wenige Sekunden zuvor noch deutlich sichtbar mit sich herumtrugen.
Okay, na gut – Ihr habt den Krieg gewonnen. Aber deshalb muß man sich noch lange nicht über die Besiegten lustig machen. Sie Angeber Sie.

Mit verhalten freundlichen Grüßen
Ihr Sunlion Sonniglöw


PS: Fast vergessen: Finden Sie nicht auch, daß sich Handgranaten, die erst mit einer Verzögerung von zehn Sekunden explodieren, zur unwirksamsten Lachnummer der Militärgeschichte entwickelt hätten, weil der Feind, dem man die Dinger zuwirft, genügend Zeit gehabt hätte, sie zurückzuwerfen oder in Deckung zu gehen? Oder wie in unserem Fall, den Panzer durch die Fluchtluke am Boden zu verlassen?
Vor Ihrem nächsten Kriegsfilm melden Sie sich gefälligst freiwillig! Zur Auffrischung der Grundausbildung.
Wegtreten!

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