Montag, 4. Mai 2015

Glückskeks im Löwenpelz

Da sämtliche sanften Alternativen leider noch immer nicht zu einer besseren Durchlüftung meiner Löwennase führten, habe ich mich nun doch noch einmal zu einer Operation entschlossen. Neben der blutigen Korrektur der Nasenscheide­wand, die ich glücklicherweise schon vor langer Zeit hinter mich brachte, gibt es auch noch die etwas schonendere Variante der Laserconchotomie. Die durfte ich bereits vor über zwanzig Jahren kennenlernen und hatte sie als Albtraum in Erinnerung: Eine Horde weißgekleideter Zombies fesselt den Patienten auf einer harten, ekelgrünen Liege, sprüht dann eine schmerzhaft brennende Flüssigkeit in die Nase, kippt einen Eimer Gel hinterher und penetriert anschließend die Schleimhaut mit einem Laser, dessen Brennpunkt sich anfühlt, als würde jemand mit einer glühenden Nadel in der Nase herumbohren. Und jedesmal wenn er eingeschaltet wird, steigt eine stinkende Qualmwolke aus den Nasenlöchern.
     Nein, nichts für zart besaitete Plüschlöwenseelen, deshalb bat ich die Ärzte diesmal um 'ne Wagenladung Propofol, und was soll ich sagen – das Zeug ist saugeil! Die umwerfend nette Anästhesistin, die normalerweise nur Kinder narkotisiert, läßt ihre Freundlichkeit selbstverständlich auch lustigen Stofftieren angedeihen, sodaß diese schließlich den kleinen, harmlosen Pieks der spitzen Kanüle kaum noch erwarten können. Als nächstes gibt es ein zusätzliches Medikament, das läßt die Umgebung irgendwie ganz ulkig verschwimmen, danach kommt der Kollege der netten Anästhesistin, beglückt den zunehmend verwirrten Patienten mit einer Sauerstoffmaske, und zuletzt wird das leckere Propofol gereicht, dessen Wirkung so schnell … daß man … gar … nicht mehr …
     Das beste aber ist das Aufwachen: Man ist relativ flott wieder wach und fühlt sich wie ein Glückskeks, der gerade von einer lustigen Gebäckparty nach Hause kommt. Alles was die Ärztin mir noch mitzuteilen hatte, fand ich in diesem Moment irgendwie umwerfend witzig und spektakulär interessant.
     Vom Ergebnis der Operation ist momentan übrigens noch gar nichts zu spüren. Keine Schmerzen, keine Schwellungen, als wäre überhaupt nichts passiert. Wenn das so bleibt, bin ich sehr zufrieden. Schaun 'mer mal! Schnief!

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