Samstag, 26. Juli 2014

Die schlechtesten Turnschuhe der Welt

Das sind die schlechtesten Turnschuhe der Welt, dachte ich damals, wenn ich als von geiziger Westverwandschaft gestrafter Ossi stets mit Boxer-Jeans und Germina-Turnschuhen in der Schule erschien, während alle anderen Levis und Adidas trugen. Dabei waren die Schuhe nicht mal schlecht: Sie hielten ewig, oder zumindest so lange, bis man aus ihnen herausgewachsen war. Nur besonders hübsch waren sie halt nicht. Es gab auch welche aus Leder, und die waren dann auch wirklich aus echtem Leder, denn Kunstleder war Chemie und Chemie war teuer, im Gegensatz zu Leder, das trug nämlich jede Kuh mit sich herum. Und davon gab's genug, nur Ochsen gab es noch mehr, besonders in der Politik.
Aber nach der Wende mußte es dann Adidas sein, und natürlich auch Levis-Jeans. Die waren damals noch aus echtem Jeansstoff gefertigt, nicht so ein dünnes Geplörre wie heute, das man nicht mal mehr scharf anschauen darf, weil es sonst auseinanderfällt. Meine ersten Levis-Jeans hielten trotz hoher Beanspruchung locker zehn Jahre durch, bevor sie ersetzt werden mußten. Heutige Exemplare schaffen es trotz unstrapaziösen Bürojobs nicht mal mehr über die Zwei-Jahres-Marke. Die meisten Adidas-Turnschuh-Modelle kommen hingegen auch heute noch auf gute Werte. Meine weißen Samba mit den roten Streifen beispielsweise sind jetzt schon 12 Jahre alt, wurden mehrmals wöchentlich getragen, in der Maschine gewaschen und müssen nun leider ausgetauscht werden, weil die Sohle spiegelglatt und etwas rissig ist. Ansonsten keine Schäden, innen wie außen, ein echtes Qualitätsprodukt. Dank Internet konnte ich mir auf der Adidas-Webseite meine Lieblingsturnschuhe sogar selbst zusammenstellen, was Form und Farbe angeht. Dank der … sagen wir mal – übersichtlichen Auswahl – in den Geschäften ist das auch dringend notwendig.
Absolut lächerlich hingegen sind die im Januar 2011 gekauften Nike Flywire. Damals benötigte ich neue Laufschuhe, die wirklich nur für den Sport und nicht für den Alltag gedacht waren, und Adidas hatte nur äußerst bizarre Farbkombinationen im Angebot, die jeden Ästheten garantiert ins Irrenhaus geblitzdingst hätten. Die von Nike hingegen waren chic und sexy, cooles Design, tolle Farben …
Heute nach dreieinhalb Jahren und grob geschätzten 182 Betriebsstunden, weil ich nicht durchgängig Sport getrieben habe, und den Rest der Zeit vielleicht zweimal pro Woche für 'ne halbe Stunde auf dem Laufband stand, heute also sind die Dinger schon so kaputt, daß der arme Mann bei Mister Minit nur resignierend den Kopf schüttelte. Ein ohne ersichtlichen Grund abgerissender Schnürsenkel, ein an der Sohle verlorengegangendes Profilstück, das eigentlich unlösbar mit der restlichen Sohle verschweißt sein sollte (hab ich bei anderen Schuhen noch nie erlebt), an der Ferse ein von der Schutzplastikkappe durchgescheuerter Stoffbereich und am Spann eine sich langsam auflösende Verklebung, sodaß die Schuhe wohl bald auseinanderfallen werden. Dabei kosteten die hippen, coolen Nike-Treter fast das Doppelte vergleichbarer Konkurrenzprodukte. Also echt, das passiert mir nicht noch mal!
Der Schuhmacher klebte – angesichts der miesen Verarbeitungsqualität mit betrübtem Blick – die sich auflösenden Einzelteile wieder zusammen und meinte nur, damit hätten wir das unvermeidliche Ende noch ein paar Wochen rausgezögert. Dafür dauerte die Notoperation nur drei Minuten und kostete nur drei Euro. So gesehen ein echtes Schnäppchen.
Überhaupt überraschte mich das Gesundbrunnencenter mit kostenlosen Parkplätzen, entspannter Familienatmosphäre und einem zu 90 Prozent orientalischstämmigen Besucheraufkommen. Viele südländisch aussehende Männer und dazu passende Frauen, manche mit Kopftüchern. Nicht viel anders als in meinem geliebten Deira-Citycenter in Dubai. Also ich glaube, da fahre ich jetzt öfters mal hin.

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