Freitag, 30. Juli 2021

Die Essenz der Kampfkünste

Seit nun schon über dreißig Jahren betreibe ich diverse Kampfkünste. Aber immer, wenn ich auf Partys vor irgendwelchen Mädels damit angeben will, ernte ich beim Erwähnen der Namen der Kampfkünste, derer ich mich befleißigt habe, nur ratlose Blicke. Boxen zum Beispiel kennt vermutlich jeder. Karate auch. Aber was zum Teufel ist Ninjutsu? Daher an dieser Stelle mal eine kleines Kompendium, zur allgemeinen Weiterbildung.
     Karate: Die ehrliche, aufrechte Art, Leute umzubringen. Nachdem man seinen Gegner umgehauen hat und der Verwesungsprozess einsetzt, verneigt man sich mit Respekt und Ehrfurcht vor dem Besiegten. Man stößt mit einem Glas Sake auf sein Wohl an, danach mit einem weiteren und noch einem und noch eins
     Ninjutu ist der Weg der Ninja, das sind die schwarz gekleideten Schattenkrieger aus Hollywood-Filmen, deren Kampfsystem außergewöhnlich grausam und gemein ist. Personen, die das Pech hatten, an oder mit einem Ninja zu sterben, nennen Ninjutsu daher auch „The dirty Way of Killing“. Im Grunde ist es dasselbe wie Karate, nur eben schmutzig, fies und hinterlistig. Nachdem man seinen Genger umgehauen hat, verneigt man sich nicht mit Respekt und Ehrfurcht, sondern beschimpft ihn noch unflätig, verhöhnt ihn in seiner Niederlage, streckt ihm die Zunge raus und verschickt unanständige Handy-Nachrichten an seine Hinterbliebenen, am besten rund um die Uhr.
     Wing Tsun stammt aus der unüberschaubar großen Kung-Fu-Familie, erfunden von einem kleinen Mann namens Ip Man, was auf chinesisch „Kleiner Mann“ bedeutet. Die hervorstechendste Eigenschaft von Wing Tsun sind stundenlange Kloppereien, an deren Ende der Gegner unvermittelt vor Lachen zusammenbricht. Im Grunde so, wie im Kino – epische Schlägereien, aber keiner blutet.
     Jeet Kune Do ist eine Ableitung aus dem Wing Tsun. Erfunden hat das Zeug der berühmte Bruce Lee. Nachdem er wegen rüpelhaften Benehmens bei seinem Wing-Tsun-Meister Ip Man rausgeflogen war, hatte er keine andere Wahl, als einen eigenen Kampfstil zu entwickeln, den er aber aus urheberrechtlichen Gründen nicht Wing Tsun nennen durfe. Auch hatte er keinen anderen Beruf erlernt, darum wurde es nix mit Tischler, Bäcker oder Gas-Wasser-Scheißer. Die Jüngeren unter Euch werden Bruce Lee vermutlich nicht mehr kennen – er ist der aus den Kinofilmen mit den episch langen Schlägereien. Genützt hat es ihm nichts, die Hauptrolle in der Siebziger-Jahre-Serie „Kung Fu“ bekam trotzdem David Carradine.
     Dann wäre da noch Krav Maga, ein Selbstverteidigungssystem, erfunden vom Mossad. Da Geheimdienstler aber in der Regel etwas einfältig sind, beschränkt sich das System auf zwei Techniken: Wegschubsen und in die Eier treten. Ich hoffe inständig, dass meine koreanische Trainerin das nicht liest, sonst schubst sie mich beim nächsten Training und tritt mir in die Eier. Deshalb höre ich jetzt lieber auf mit der Lästerei und schreibe fleißig an meinem nächsten Buch weiter. Und wenn Ihr mich das nächste Mal auf 'ner Party trefft, wisst Ihr endlich Bescheid!

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